Eine Funktion in den Facebook-Einstellungen namens Off-Facebook Activity (OFA) zeigt alle Apps und Websites an, die Informationen über euch an Facebook senden. Das Tool soll dazu verwendet werden, Anzeigen effektiver zu platzieren. Mit OFA ist es nun möglich, dass euer zukünftiges Off-App-Verhalten getrackt wird.
Final ist das Tool noch nicht ausgerollt – ganz im Gegenteil. Es geht langsam und bedächtig voran. Bislang erhalten nur Irland, Südkorea und Spanien Zugang zum Tool. Das Ziel ist es jedoch, es schließlich global anzubieten.
Die Initiative kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem Apple und Mozilla bereits Maßnahmen ergriffen haben, um zu verhindern, dass Facebook und andere Dienste Nutzer über ihren Browser von einer Online-Plattform zur Anderen tracken.
„Privatsphäre gibt uns die Freiheit, wir selbst zu sein.“
Es ist bekannt, dass Facebook unsere Daten außerhalb der eigenen Plattform sammelt. Das passiert zum einen, weil ihr euch dafür entschieden habt, euch über die Social Media-Website bei einer App zu registrieren (z.B. AboutYou) oder weil eine Website den Facebook Pixel verwendet, um eure Aktivitäten zu tracken.

Aus diesem Grund findet ihr auf Instagram oder Facebook eine Anzeige eines Kleidungsstücks, das zufälligerweise genau euren Geschmack entspricht, unmittelbar nachdem ihr euch auf einer Website nach neuer Kleidung umgeschaut habt.

Mit der Einstellung Off-Facebook Activity könnt ihr nun ganz genau herausfinden, welche Daten verschiedene Apps oder Websites über euch teilen. Laut Appannie, eine Plattform für weltweite App-Marktdaten, verwendet der durchschnittliche Smartphone-User etwa 40 von knapp 80 installierten Apps jeden Monat. Die Liste scheint also sehr lang.

Off-Facebook Activity ist im Übrigen seit mehr als einem Jahr im Aufbau und erfüllt die Zusage von Mark Zuckerberg auf der letztjährigen F8 Konferenz von Facebook, den Nutzern mehr Kontrolle über die Verwendung ihrer Daten zu geben. “Privatsphäre gibt uns die Freiheit, wir selbst zu sein,“ sagte Mark Zuckerberg auch auf der diesjährigen Entwicklerkonferenz F8 in San Jose. Er will Facebook umkrempeln, was allerdings Zeit brauche. Off-Facebook Activity wäre da schonmal ein guter Startschuss.
Off-Facebook Activity – So funktioniert das Tool
Wie werden Nutzer wohl auf OFA reagieren? Während die einen jubeln und das neue Tool sofort in Anspruch nehmen werden, werden die anderen das Tool ignorieren. Es wird aber definitiv Nutzer geben, die entsetzt sein werden, da es eine ganz andere Sache ist, zu wissen, dass man im Internet getrackt wird, als es in einem Tool schwarz auf weiß zu sehen.
Aber genau so funktioniert das Tool.
Nutzer werden, laut Facebook, in der Lage sein, die Daten zu sehen und nach ihren Wünschen zu kontrollieren, die andere Apps und Websites mit Facebook teilen. Zusätzlich zu einer Zusammenfassung der Benutzerdaten, die über Business-Tools wie Facebook Pixel oder Facebook Login an Facebook gesendet wurden, können Nutzer ihre Informationen von ihren Profilen trennen, wenn sie möchten. Sie können auch wählen, ob sie zukünftige Off-Facebook-Aktivitäten von ihrem Konto trennen möchten. Sie können dies für all ihre Off-Facebook-Aktivitäten tun oder aber nur für ausgewählte Apps und Websites.

Habt ihr beispielsweise keine Lust mehr, Empfehlungen für Konzerte in eurer Region zu erhalten, habt euch aber auf Ticketanbieter Eventim mit eurem Facebook-Konto registriert, so könnt ihr diese Verbindung unterbrechen. Wollt ihr nach wie vor Anzeigen mit stylischen Jacken in eurem Geschmack erhalten, könnt ihr AboutYou und Co. nach wie vor das Senden der Daten an Facebook erlauben.
Zum Verständnis: Eure Daten werden nicht gelöscht. Die Informationen können zwar aus den Konten entfernt werden, die Daten sind aber weiterhin vorhanden.
“Wir werden nicht wissen, welche Websites Sie besucht haben oder was Sie dort gemacht haben, und wir werden keine der Daten, die Sie trennen, verwenden, um Anzeigen für Sie auf Facebook, Instagram oder Messenger zu schalten.”
David Baser, Director of Product Management bei Facebook
OFA verhindert also lediglich, dass Daten zur Optimierung von Werbeanzeigen genutzt werden.
Die Auswirkungen auf Werbetreibende
Facebook erwartet, dass das Off-Facebook Activity-Tool einige Auswirkungen auf das Geschäft haben wird – höchstwahrscheinlich wird die Plattform, wenn User das Tool nutzen, die Ad-Targeting-Daten verlieren. Weniger Ad-Targeting-Daten könnten bedeuten, dass Werbetreibende und Marketer weniger Ergebnisse sehen und die Werbeausgaben auf der Plattform zurückgehen.
Zwangsläufig müssen sich Werbetreibende an die Datenschutzmaßnahmen von Facebook anpassen. Unternehmen und Marken müssen ihre Zielgruppe nun noch besser kennenlernen und vor allem verstehen. Somit können dennoch personalisierte Kampagnen aufgebaut werden, die der richtigen Person zur richtigen Zeit die richtige Botschaft vermitteln, ohne persönliche Informationen zu kennen.
Fazit
Es ist wichtig zu betonen, dass Facebook die Daten weiterhin sammelt, sie jedoch anonymisiert werden. Bedeutet: Facebook weiß, dass viele Leute ein bestimmtes Kleidungsstück angeschaut haben. Facebook weiß allerdings nicht, dass ihr dazugehört und kann euch somit keine personalisierten Anzeigen ausspielen. Zwei Dinge bleiben spannend: Wie und wann wird Off-Facebook Activity bei uns an den Start gehen und wie viele User werden tatsächlich vom Tool Gebrauch machen? Wir halten euch auf EOM Insights und auf unseren Social Media Kanälen auf dem Laufenden.