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Digitalstrategien

Server-Side-Tracking: Vorteile, Nachteile und alternative Methoden

Web-Tracking, Web-Analyse, Tagging und Co. Viele Begriffe – eine Gemeinsamkeit: Der aktuell geltende Datenschutz macht es uns schwer, unsere Marketing-Aktivitäten im Web wie gewohnt zu betreiben. Server-Side-Tracking wird immer mehr als DIE alternative Lösung zum klassischen Web-Tracking angepriesen. Wir zeigen dir, was Server-Side-Tracking ist und was du tun kannst, um die passende Tracking-Methode für dich und deine Website zu finden.

Web-Tracking – darunter verstehen die meisten von uns die klassische Web-Analyse mit Tools wie z. B. Google Analytics oder Matomo Analytics. Es ist nichts Neues, dass Web-Tracking und damit auch personalisierte Werbung durch Sammeln von Benutzerdaten spätestens seit der Verschärfung des Datenschutzgesetzes (DSGVO) enorm erschwert werden.

In aller Munde ist neuerdings das Thema Server-Side-Tracking bzw. Server-Side-Tagging. Laut diversen Online-Medien die „revolutionäre Lösung“ und „perfekte Lösung“, wenn es um rechtskonforme Web-Analyse geht.

Doch was steckt dahinter und wie praxistauglich ist Server-Side-Tracking? Und löst Server-Side-Tracking wirklich unsere Datenschutzprobleme? In diesem Beitrag erfährst du alles, was du über Server-Side-Tracking wissen musst und wir zeigen dir, welche Tracking-Strategie für dich die richtige ist. 

Datenschutz – was sind die Pain Points?

Wo liegen eigentlich die Pain Points in Bezug auf den Datenschutz? Eine zentrale Rolle spielen dabei

  • nicht zwingend notwendige Cookies (z. B. von Trackingtools wie Google Analytics), die einer Einwilligung bedürfen
  • Third Party Cookies von Drittanbietern (z. B. durch das Einbinden externer Medien auf der Website)
  • die Definition von personenbezogenen Daten, welche in verschiedenen Ländern unterschiedlich interpretiert werden
  • die Gesetzgebung, die untersagt, dass Daten außerhalb der EU verarbeitet und gespeichert werden dürfen.

Der Unterschied von Client-Side-Tracking und Server-Side-Tracking

Client-Side-Tracking

Vereinfacht ausgedrückt ist beim Client-Side-Tracking (Client = Kunde) der Browser (z. B. Chrome, Safari oder Firefox) deines Website-Besuchers an der Datensammlung beteiligt. Unter diese Vorgehensweise fällt die übliche Implementierung eines Google Analytics Tags im HTML-Code einer Website, welches dann praktisch die Aufgabe übernimmt, die User-Daten zu sammeln und das User-Verhalten aufzuzeichnen. Das geschieht, indem das Google Analytics Tag ein Cookie im Browser des Besuchers setzt (sofern der User eingewilligt hat). Die gesammelten Daten werden dir dann in der Benutzeroberfläche, z. B. in Google Analytics, bereitgestellt. 

Das Datenschutzproblem an dieser Stelle: Viele Tracking-Tools (z. B. Google Analytics oder Facebook bzw. Meta) haben ihren Sitz in den USA. Nach aktuellem Recht ist es sinngemäß nicht erlaubt, personenbezogene Daten von EU-Bürgern in den USA zu verarbeiten und zu speichern. Eine komplette Anonymisierung personenbezogener Daten ist zwar theoretisch möglich, aber in der Praxis nicht machbar. 

Server-Side-Tracking

Beim Server-Side-Tracking wird der Browser des Besuchers außen vor gelassen. Das Tagging (also das Setzen des Tags, welches die Daten sammelt) wird nicht direkt vom Tracking-Tool selbst vorgenommen, sondern von einem zwischengeschalteten Tracking-Server. Das kann ein eigener Web-Server, aber auch der eines Drittanbieters sein – natürlich am besten mit Serverstandort in Deutschland oder zumindest in der EU. Die einzelnen Endpunkte wie Google Analytics oder Facebook setzen bei dieser Lösung keinen Cookie im Browser des Besuchers. An dieser Stelle wird Server-Side-Tracking gehyped, weil womöglich das Cookie-Problem gelöst wurde. 

So einfach ist es aber leider nicht, wie du im Abschnitt „Nachteile” noch erfahren wirst.

Vorteile von Server-Side-Tracking/-Tagging

  • Bessere Datenqualität: Die erreichst du, weil blockierende Browsereinstellungen umgangen werden, welche beim clientseitigen Tracking die Gültigkeitsdauer von Cookies beeinflussen.
  • Verbesserte Ladezeit: Da der Browser des Besuchers weniger Code aus vielen Einzel-Tags verarbeiten muss, wirkt sich Server-Side-Tagging positiv auf die Ladezeit aus. 
  • Absolute Datenkontrolle, was gut für den Datenschutz deiner User ist, sofern du ihn korrekt umsetzt! So kannst du z. B. selbst bestimmen, welche Daten überhaupt an dein Analyse-Tool und wie stark anonymisiert diese weitergegeben werden. Weil das Thema Datenkontrolle aber sehr umfangreich ist, kann das durchaus auch einen Nachteil darstellen.

Nachteile von Server-Side-Tracking/-Tagging

  • Höhere Kosten: Server-Side-Tracking ist ein sehr komplexes Thema mit hohem administrativen Aufwand, wofür du einen IT-Profi benötigst, der sich wirklich gut mit dem Thema auskennt. 
  • Du benötigst einen eigenen Tracking-Server, auf dem die erhobenen Daten verarbeitet werden. Je mehr Besucher deine Website hat, desto höher werden in der Regel die Kosten für den Tracking-Server. Um auf Nummer Sicher zu gehen, brauchst du vielleicht sogar einen zweiten Server, der bei einem Ausfall einspringt.
  • Durch den höheren Einrichtungsaufwand ist serverseitiges Tracking nicht sofort einsetzbar. Daten lassen also auf sich warten.
  • Es ist eine manuelle Konfiguration notwendig, um „Sonderfälle“ zu behandeln, wie z. B. Website-Aufrufe durch Suchmaschinen-Bots auszuschließen, sodass diese nicht als Besucher zählen.
  • Datenschutz-Manko: Haben User*innen einen Ad-Blocker in den Browsereinstellungen aktiviert, umgeht serverseitiges Tracking aktuell diese Einstellung. Der Wunsch des Users wird also ignoriert und Daten können trotzdem gesammelt werden. 
  • Du bist selbst dafür verantwortlich, dass die gesammelten Daten gemäß Datenschutz ordentlich behütet bzw. modifiziert werden, bevor sie ggf. an ein Analyse-Tool weitergegeben werden. Dieses komplexe Thema kann es mit sich bringen, dass du einen hausinternen Datenschutzbeauftragten benötigst. Von vielen Anbietern wird gerade dieser Punkt als Nonplusultra-Vorteil deklariert, aber du solltest dir dabei auch der großen Verantwortung bewusst sein.
  • Server-Side-Tracking in Verbindung mit US-Tools ist weiterhin rein praktisch gesehen nicht 100 % datenschutzkonform.

Wichtig: Um das Cookie-Consens-Banner kommst du auch beim Server-Side-Tracking nicht herum, denn personenbezogene Daten verarbeitest du ja trotzdem – nur eben auf einem anderen Weg.

Server-Side-Tracking löst nicht die Ursache des Problems, weil die gleiche Gesetzgebung gilt. Es hat lediglich Einfluss darauf, wo und wie die Daten gesammelt und verarbeitet werden.

Was jetzt? Deine Optionen in Sachen Web-Analyse und Tracking

Status quo prüfen

Evaluiere doch einmal , wo du mit deinem Tracking bzw. Tagging aktuell stehst und wo du hin möchtest. Stell dir folgende Fragen:

  • Welche Daten brauche ich wirklich, um den Erfolg meines Online-Business zu messen?
  • Welche Daten, die ich bisher gesammelt habe, brauche ich in Zukunft nicht mehr?
  • Was möchte ich mit den Daten tun? (Interpretation der Daten, Remarketing, Personalisierung, Fehleranalyse?)
  • Welche Ressourcen (personell und monetär) kann ich intern und extern organisieren, um mich intensiv mit diesem Thema zu beschäftigen?

Expert*innen fragen

Wenn du Antworten auf die eben genannten Fragen gefunden hast, kannst du dich mit diesen an eine*n Profi für Web-Analytics sowie an eine*n Datenschutz-Expert*in wenden. Sie liefern dir im Zweifelsfall das Gesamtpaket an notwendigen Maßnahmen, um Web-Tracking rechtskonform zu gestalten.

Server-Side-Tracking – ja oder nein?

Die ganze Thematik steckt zwar vielleicht nicht mehr in Kinderschuhen, aber dennoch ist Server-Side-Tracking noch keine alltägliche Lösung, die jeder im Handumdrehen realisieren kann. Von einem voreiligen Umstieg bzw. Einstieg würden wir deshalb eher abraten. 

In Branchen, die äußerst sensible Daten verarbeiten, wie z. B. im Gesundheitswesen oder in Finanz- und Bankangelegenheiten, kann es sinnvoll sein, sich das Thema Server-Side-Tracking genauer anzuschauen. Hier gewichtet das Thema Datenschutz sehr stark und die Datenverarbeitung kann mit entsprechenden Mitteln besser kontrolliert werden als beim clientseitigen Tracking.

In großen Konzernen stehen meistens mehr Ressourcen zur Verfügung, um ein solches Projekt zu stemmen.

Alternative Tracking Tools

Muss es wirklich der Marktführer Google sein? Halte die Augen offen und informiere dich über weitere Tool-Anbieter, wenn dir die kursierenden Datenschutzprobleme rund um Google Analytics zu heikel sind. Es gibt auch Tracking-Anbieter mit Sitz in Europa bzw. Deutschland und Tools, die auf Open-Source basieren. Hier ein paar Inspirationen für dich zum Reinschnuppern:

Weitere Artikel zum Thema serverseitiges Tracking

Würden wir das Thema Server-Side-Tracking und dessen Funktionsweise hier vollumfänglich besprechen, dann würde wahrscheinlich unser Webspace an seine Grenzen stoßen. Oder wir könnten gleich ein ganzes Buch dazu veröffentlichen. 

Aus dem Grund empfehlen wir dir, in technischer Hinsicht gezielt weitere Informationen einzuholen. 

Hier ein paar Anlaufstellen für alle, die es ganz genau wissen wollen:

In dieser Podcast-Folge von Beyond Pageviews diskutieren zwei Webanalysten darüber, welche Grenzen das gtag.js (also das Tag von Google Analytics) in Bezug auf die Datensammlung und -verarbeitung hat. Außerdem wird der Zusammenhang mit dem Server-Side-Tagging via Google Tag Manager erklärt. Die Diskussion ist sehr techniklastig – aber vielleicht hilft sie deinem/r IT-Ansprechpartner*in weiter.

In diesem Artikel von etracker wird sehr ausführlich beschrieben, welche rechtlichen Anforderungen an das serverseitige Tracking mit Google Analytics gestellt werden.

Für die Server-Infrastruktur beim serverseitigen Tracking gibt es verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten, die in diesem Beitrag von Dr. DSGVO genau beschrieben werden. 

Die perfekte Lösung gibt es (noch?) nicht

Fakt 1: Eine exakte, realitätsgetreue Abbildung deiner Website-Besucher und deren Verhalten auf deiner Website ist definitiv nicht möglich. Leider. Aber das betrifft nicht nur dich, sondern alle Websitebetreiber. Allerdings kannst du auch bereits aus Stichproben Annahmen und Hochrechnungen ableiten.

Fakt 2: Ein zu 100 % datenschutzkonformes Tracking ist praktisch nicht möglich, solange Tools im Spiel sind, dessen Mutterkonzerne ihren Sitz in den USA haben. Da ist auch Server-Side-Tracking kein Allheilmittel. 

Auch Datenschutzbeauftragte und Anwälte für IT-Recht stehen in Sachen Web-Tracking immer wieder vor Herausforderungen. Zwar werden laufend Urteile gefällt, aber teilweise fehlen die (noch) notwendigen Rechtsgrundlagen für eine einheitliche Bewertung.

Das Thema Web-Tracking entwickelt sich laufend weiter, wie auch jede andere Online-Marketing-Disziplin. Was heute noch „trackbar“ ist, kann morgen schon unmöglich sein. Wiederum werden die Tool-Anbieter aber immer kreativer und entwickeln ihre Technologien ständig weiter, um dem Datenschutz-Drama zu entkommen. Bleib also dran und informiere dich über Entwicklungen oder frage einfach bei uns nach. In unserem Artikel „Matomo vs. Google Analytics“ erfährst du welches Analysetool zu dir passt.

Wenn Google Analytics als Analyse-Tool für dich weiterhin die Nummer eins ist und du mehr über den Umstieg auf GA4 erfahren möchtest, lies unseren Artikel dazu:

Google Analytics 4-Tutorial: So gelingt dir die Umstellung

Hast du noch Fragen zum Thema Web-Tracking oder Google Analytics (4)? Wir sind gerne für dich da!

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