Oliver Weiß ist Geschäftsführer von ars24.com. Er verkauft und verbaut Autoradios – und zwar sehr erfolgreich. Ja, ihr habt richtig gelesen. Olli ist mit seinem Nischen-Produkt über Content-Marketing und Social Media Marketing zum Marktführer seiner Branche geworden. Grund genug für uns, ihn über seine Erfolgsgeschichte auszufragen. Wie wird man mit eigenem Videocontent erfolgreich und wie startet man? Diese und andere Fragen hat uns Olli schriftlich und natürlich per Video beantwortet.
Du verkaufst Autoradios. Ein Produkt, dass man heutzutage nicht wirklich auf dem Schirm hat. Wie bist du darauf gekommen, über YouTube & Co so in die Offensive gehen und Content zu schaffen?
Mein Unternehmen gibt es schon seit 1995. Damals war das Autoradio schon noch ein brisantes Thema. Viele Autos hatten einen so schlechten Sound, dass man fast notwendigerweise zum Carhifi-Spezialisten musste.
Heutzutage gebe ich dir Recht. Es ist ein völliges Nischen-Produkt geworden, da die heutigen Fahrzeuge meistens ordentlich ausgestattet sind. Durch unseren Medienauftritt mit unseren Youtube-Videos haben wir aber zum einen eine gewisse neue Begehrlichkeit geschaffen, welche der gesamten Branche gut tut. Zum anderen haben wir uns tatsächlich auch eine unglaubliche Marktakzeptanz erarbeitet. Das bringt uns als Nischenanbieter einen Wahnsinns-Wettbewerbsvorteil.
Der Markt schrumpft und viele Händler müssen ihre Läden schließen, weil sie nicht mit der Zeit gehen und auf ihren alten Einzelhandels-Gewohnheiten hängenbleiben. Wir sind in einem Verdrängungswettbewerb und profitieren natürlich von dieser Marktentwicklung. So können wir uns jährlich über einen großen Kundenzuwachs freuen.
Wie war dein Ausgangspunkt? Hast du sofort an eigene Videos gedacht und dann einfach losgelegt oder gab es eine längere Konzeption?
Ich war es irgendwie leid, dass mein Team und ich im Laden und am Telefon immer und immer wieder gleichen Fragen zu den Geräten und KFZ-Problemen für jeden Kunden beantworten mussten. Videos sind zwar aufwändig zu produzieren, aber wenn man erkannt hat, welche Außenwirkung diese Videos auch im Markt haben, dann sind die Kosten Nebensache und der Erfolg stellt sich ein.
Kunden können sich nun auch ohne unsere Liveberatung ausgiebig über die Produktvielfalt informieren und wir können uns um die übrig bleibenden Fragen kümmern.
Wir haben mit den einfachsten Mitteln angefangen und versucht, inhaltlich gute Videos zu produzieren. Natürlich habe ich sie von Anfang an mit meiner über die Jahre entwickelten Verkaufskunst garniert. Ich bin kein Typ für eine umfangreiche Kozeptgestaltung und zig Meetings – Ich bin ein Macher und leg einfach los!
Wie gestaltete sich der Anfang? Wie haben deine Kunden von deinen Videos erfahren? Wie haben sich die Klickzahlen und Interaktionen entwickelt?
Die ersten Videos liefen schleppend. Da muss man sich schon auch ein bisschen um die Werbung kümmern. Wir hatten zu der Zeit auch schon einige Facebook-Fans, die wir versucht haben, auf unsere Youtube-Videos aufmerksam zu machen. Wenn man mal einige Videos mit gutem Inhalt und guten Beschreibungen auf seinem Kanal bieten kann, dann wird auch Youtube selbst auf einen aufmerksam und bringt die Videos bei entsprechenden Suchanfragen auf höhere Ränge. Dann muss sich der Kanal entwickeln.
Wir interagieren in unseren Videos auch mit unseren Zuschauern und fordern sie auf, Kommentare über deren Probleme oder Lösungen zu schreiben. Auch das Auffordern zum Abonnieren des Kanals ist sicherlich ein wichtiger Punkt.
Wie sieht es heute aus? Du meintest in deiner Session auf der SMX, dass du immer mehr in Equipment und Personal investiert und so ein eigenes Studio aufgebaut hast. Wie läuft deine Social Media Arbeit heute ab und wie viel Zeit nimmt das mittlerweile in Anspruch?
Wir haben keine übertriebenen Summen für unser Equipment ausgegeben. Aktuell arbeiten wir mit einer Sony HXR-NX5 (etwa 4000 Euro) und einer Canon EOS 80D (im Kit etwa 1300 Euro). Für den Schnitt und die Animationen unserer Videos nutzen wir Adobe Premiere. Dann braucht man immer wieder richtig gutes Licht, was wir mit starken Dauer-Tageslichtlampen bewerkstelligen.
Vielmehr auf der Kostenseite schlägt natürlich ein eigener Mediengestalter zu. Mein Moritz ist Vollzeit bei mir angestellt und macht nebenbei auch Produktbilder und andere wichtige grafische Bearbeitungen.
Ich selbst habe mich dem Thema Digitalmarketing zugeschrieben und habe selbst mit einer renommierten Online-Marketing Agentur zusammen gearbeitet. Mittlerweile verbringe ich die meiste Zeit damit, Funktionalitäten im Webshop zu gestalten und Videos zu drehen. Man muss sich einfach auch weiterentwickeln und gutes Personal großziehen, das einem den Rücken vom Alltagsgeschäft freihält. Auch das ist nur möglich, weil wir entsprechend erfolgreich mit unserer Online-Darstellung sind.
Wie wird es weiter gehen? Hast du schon neue Projekte in der Planung?
Na klar, Projekte und Ideen gehen uns nie aus! Wir stecken schließlich in einer sehr stark erklärungsbedürftigen Nische. Momentan versuchen wir alle Fahrzeuge (der Wichtigkeit nach) optimal zu verfilmen, um dem Kunden deren notwendige Zubehörteile und Möglichkeiten zu erklären. Wir wollen ihm damit helfen, sich einen bestmöglichen Überblick über sein Fahrzeug zu verschaffen, damit er möglichst ohne unsere Telefon- oder Emailberatung eine erfolgreiche Nachrüstung in seinem Fahrzeug vornehmen kann.
Auch ist das Thema Kommunikation zwischen uns und unseren Kunden ein riesiges Thema, welches wir versuchen viel transparenter zu gestalten. So sollen Kunden unsere Antworten von Fragen anderer Kunden einsehen können, um hier dauerhaft gute Inhalte für Interessenten zur Verfügung zu stellen. Ebenfalls steht das Projekt Videoseite noch aus, auf der wir unsere vielen Videos viel strukturierter und informativer als auf unserem Youtube-Kanal darstellen. Das hat den Vorteil, dass wir die Interaktionen mit unserem Onlineshop besser verknüpfen können.
Wie Olli mit seinen Videos eine eigene Community aufgebaut und mehr Reichweite erreicht hat, erklärt er euch – Überraschung – in einem extra für unser Interview aufgenommenem Video: