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Heidi Kneller-Gronen im Interview auf dem Merchant Day 2017 in Hannover

Für diesen Beitrag mussten wir mit einer Anwältin sprechen… Nein, das ist kein Clickbaiting. Heidi Kneller-Gronen ist Rechtsanwältin für Marken- und Wettbewerbsrecht und sprach auf dem Merchant Day 2017 in Hannover über perfide Strategien chinesischer Unternehmen und wie diese deutschen Sellern bei Amazon zu schaffen machen. Wir haben uns die Juristin geschnappt und mit ihr unter anderem über Fake Bewertungen gesprochen. 

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Heidi Kneller-Gronen im Interview auf dem Merchant Day 2017 in Hannover.

Heidi, erzähl doch mal. Wer bist du, was machst du?

Mein Name ist Heidi Kneller-Gronen, ich bin Rechtsanwältin, habe seit 10 Jahren meine eigene Kanzlei im Bereich des gewerblichen Rechtsschutzes, d.h. vom Marken- bis zum Wettbewerbsrecht decke ich da alles ab.

Und heute bist du hier beim Merchant Day mit dabei. Worüber sprichst du in deiner Session?

Ich spreche über markenrechtliche Herausforderungen. Der Vortrag heißt „Vorsicht China“, denn dort gibt es momentan ein paar Strategien, die vor allem von chinesischen Unternehmen praktiziert werden, die deutschen Händlern das Leben schwer machen. Genau darüber werde ich reden.

Okay, klingt spannend. Wie starte ich am besten auf Amazon und was muss ich vor allem rechtlich beachten?

Ja, also erstmal sollten die allgemeinen Dinge stimmen, also die Rechtstexte. Diese sollten schlichtweg erstmal vorhanden sein. Es sollte auch ein Widerrufsrecht vorhanden sein. Das sind so allgemeine Themen, die aber ständig abgemahnt werden.

Kommt so etwas „Einfaches“ tatsächlich so oft vor?

Ja, also das ist fast Standard. Das gibt es reihenweise. Das ist quasi Alltagsgeschäft. Es gibt sogar Vereine, die nur das machen. So etwas wird halt ziemlich schnell entdeckt, und spätestens dann, wenn man einem Wettbewerber auf die Füße tritt – in irgendeiner Form, sei es preislich oder weil man ihn einfach doof findet – dann schaut dieser auf diese Texte und man kann mit einer Abmahnung rechnen. Also das sollten bei jedem die Basics sein.

Wenn man mit einer eigenen Marke auf Amazon an den Start geht – Welche Vorteile bietet das?

Der Hauptgrund vieler ist schlicht, dass sich niemand mehr an meine ASIN anhängen kann. Ich habe mein eigenes Produkt, meine eigene Marke und kann die selbst bearbeiten und kein anderer. Das hat so ein paar Vorteile.

Und worauf sollte ich dabei achten? Gibt es da knifflige Sachen, bei denen ich aufpassen muss?

Ein Problem hat Amazon mittlerweile selbst aus dem Weg geräumt. Früher konnte man bei Amazon einfach einen Namen als Marke eintragen und sagen: „Ich habe eine Marke eingetragen, juhu.“ Die Marke war dann leider nur bei Amazon und nicht beim Amt registriert. Das hat auf rechtlicher Seite natürlich nicht gerade viele Vorteile. Diese Lücke hat Amazon wie gesagt mittlerweile mit einem neuen Prozess eliminiert, d.h. man kann nur noch das eintragen, was auch beim Amt registriert ist.

Okay, das heißt, erst beim Amt eintragen lassen und dann bei Amazon damit starten.

Genau. Und wenn du schon fragst, worauf man noch achten soll: Es muss ganz am Anfang erstmal recherchiert werden, damit man mit seiner marke niemandem auf die Füße tritt. Ansonsten gibt es auch da böse Abmahnungen oder sogar Sperren.

Man muss also recherchieren, ob es den Namen schon gibt oder geht es auch darum, was ich anbiete?

Also bei Amazon benötigt man ja die Wort-Marke. Das sollte man sich halt in den entsprechenden Registern informieren. Wenn man sich das zutraut, kann man da schon mal analysieren, aber wenigsten schauen, ob es den gleichen Namen schon einmal gibt, kann jeder selber machen. In diesem Fall sollte man die Finger von diesem Namen lassen.

Ja, klingt vollkommen logisch.

Sollte man meinen, ja. (lacht)
Man kann Fake Bewertungen direkt bei Amazon melden, aber gibt es vielleicht rechtlich noch andere Dinge, die man tun kann, um sich dagegen zu wehren? Oder muss man sich allein auf Amazon verlassen?
Ein Stück weit schon. Ich meine, rechtlich gesehen hätte ich natürlich schon Angriffsmöglichkeiten – entweder aus wettbewerbsrechtlichen Gründen oder es stimmt inhaltlich bei den Bewertungen nicht… Juristisch gesehen kann ich also schon was tun, aber ich habe halt das Problem der Beweisbarkeit. Also wie will ich das nachweisen? Wen will ich angreifen?

Also letztlich diejenigen ausfindig zu machen, die für die Fake Bewertungen verantwortlich sind?

Exakt. Wenn ich jetzt zwar weiß, dass das mein Mitbewerber war, der sich die Bewertungen irgendwo eingekauft hat – Wie will ich das beweisen? Das ist schon eine schwierige Sache.

Das klingt, als wäre man ein wenig hilflos.

Ist man auch. Ich glaube, zumindest hat man mir das gesagt, dass Amazon da jetzt mehr hinterher ist.

Stimmt, die haben selber Programme hochgezogen. Darüber haben wir auch mit Christian Kelm schon geredet. Das heißt also: melden bei Amazon dringend empfohlen. Ansonsten muss man schauen, wie man rechtlich vorgehen kann.

Genau, wenn man es nachweisen kann, ist das natürlich okay, aber das ist halt schwer. Es gibt vielleicht irgendwelche Programme, mit denen man das besser kann, aber da weiß ich nicht, ob das vor Gericht standhält.
 
Wir danken Heidi Kneller-Gronen für ihre Zeit und ihre Antworten.

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