“Abgesagt” – ein Wort, eine Entscheidung und drohende Existenzängste. Hierzulande und auch weltweit sind aufgrund der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Sicherheitsmaßnahmen zahlreiche Messen entweder komplett abgesagt oder verschoben worden. Wir zeigen zwei digitale Alternativen zu Messen, die Unternehmen, als Kompensation für ihren ausgefallenen Messeauftritt in Betracht ziehen können.
Wenn weltweit Messen abgesagt werden, hat das erheblichen Einfluss auf die Gesamtwirtschaft. Wie hoch das Minus ausfallen wird, bleibt abzuwarten. Deutschlandweit rechnen Experten (Ausstellungs- und Messeausschuss der Deutschen Wirtschaft, AUMA) mit einem Verlust von etwa drei Milliarden Euro. Neben den Messeveranstaltern sind Unternehmen und Marken ebenfalls die Leidtragenden, die jährlich auf Großveranstaltungen angewiesen sind, um Kunden zu gewinnen, neue Produkte zu präsentieren und Umsätze zu generieren. Auch die Messen, die verschoben wurden, sind keinesfalls in Stein gemeißelt. Aber was haben Unternehmen nun für Alternativen? Gibt es überhaupt ernstzunehmende Möglichkeiten, um eine ausgefallene Messe zu kompensieren?
Die Stunde des digitalen Marketings
Nach Meinung der Industrie gelte es zu bedenken, dass Messen eine unheimlich große Bedeutsamkeit für die Produktentwicklungszyklen von Industrieunternehmen darstellen. Zum Teil sei die gesamte Kommunikation darauf ausgerichtet. Viel zu wichtig sei der persönliche Kontakt zu Besuchern einer Messe und der komplexen Einkaufs- und Präsentationskultur.
Ihr könnt dennoch den Wegfall eurer Messe auffangen, indem ihr eure Ziele neu definiert und nach diesen eure digitale Messe plant. Lead-Generierung, Online-Verkäufe, Kundenkontakt, -pflege und -neugewinnung sind nur einige Zielvorhaben, die mit Online-Marketing in Form einer virtuellen Live-Veranstaltung erreicht werden können.
Und diese Ziele verlieren auch in Zeiten des Coronavirus nicht an Bedeutung. Im Gegenteil – jetzt, wo wir alle aufgefordert sind, zuhause zu bleiben, ist es wichtig, nicht zu resignieren, sondern anzupacken. Was sich hier in Sachen digitales Marketing und die Durchführung einer virtuellen Messe machen lässt, hat vor kurzem die SMX gezeigt.
SMX lädt zu virtuellen Schulungen und Sessions ein
“Schwierige Zeiten erfordern kreative Maßnahmen”, heißt es auf der Website der deutschlandweit größten Messe für Suchmarketing.
“Wir geben allen Search Seekern in unserer Community die Möglichkeit, sich zu treffen und gemeinsam Lösungen für unsere Herausforderungen zu finden. Die SMX und die Search Seeker freuen sich auf euch, denn: „We go virtual“ […].”
Das Ticket, welches die Besucher schon Monate vorher erwerben konnten, konnte also nicht nur für die aufgeschobene Sommer-Edition der SMX genutzt werden, sondern auch schon vorab online “eingelöst” werden. “Ihr könnt an ausgewählten Sessions teilnehmen und von zu Hause oder eurem Büro aus mit anderen Search Seekern, Sponsoren und Ausstellern interagieren.”
Und das lief richtig gut! Auch wir waren Teil der virtuellen SMX und haben den Speakern in ihren Schlaf- und Wohnzimmern zugehört, die normalerweise mit Mikros ausgestattet auf großen Bühnen ihr Wissen weitergeben. Die Besucher wählten vorab, ob sie die Vorträge auf Englisch oder Deutsch hören wollten und das Themengebiet (SEO, SEA, Google Jobs), welches sie am meisten interessierte. Durch ein einfaches Log-In System konnten sie zu festen Uhrzeiten live am Programm der SMX teilnehmen. Sogar Kaffeepausen wurden berücksichtigt. Eine Messe, wie man sie kennt – nur eben digital, vor dem Bildschirm und in Pantoffeln.
1. Alternative: Das digitale „Get-together“ – Die virtuelle Messe
Wieso Online-Veranstaltungen ein großes Potenzial für Unternehmen darstellen
Messen und Konferenzen im virtuellen Raum haben den entscheidenden Vorteil, die globale Vernetzung und den Austausch zwischen Unternehmen und deren Kunden voranzutreiben. Entsprechende Plattformen wie Hopin oder Periscope, aber auch Live-Streaming Tools in sozialen Netzwerken (Instagram-Live) haben das Potenzial, die Qualität der Fachkommunikation aufrechtzuerhalten – und das über Unternehmens- und Ländergrenzen hinweg. Zudem mindern Online-Events die gesundheitlichen Risiken, die mit der Corona-Pandemie einhergehen. Sie ermöglichen es zudem, einen großen Teil der Face-to-Face-Kommunikation von Messen und großen Veranstaltungen zu ersetzen.
So setzt ihr eine Online-Messe für euer Unternehmen um
Dank der vielen unterschiedlichen Videostreaming-Dienste können Unternehmen virtuelle Veranstaltungen ohne geografische Einschränkungen durchführen und ihre Kunden weitestgehend persönlich ansprechen und erreichen.
Hier sind ein paar Tipps, die euch helfen, eure erste virtuelle Messe auf die Beine zu stellen:
Schritt 1: Eine Plattform auswählen
Zunächst ist es wichtig, dass ihr euch einen Überblick über die unterschiedlichen Dienste macht. Es gibt mittlerweile viele Livestreaming-Dienste, die diverse Eigenschaften und Optionen mit sich bringen. Einige der beliebten Optionen sind Periscope, der einfache und schnell umsetzbare Facebook Livestream oder YouTube Live. Der Auftritt in sozialen Netzwerken kann von Vorteil sein, wenn ihr so viele Menschen wie möglich schnell und einfach erreichen möchtet. Geld lässt sich hier aufgrund der fehlenden Exklusivität allerdings eher schlecht verdienen.
Einige Plattformen bieten auch eine kostenlose Testversion an, bei der ihr vor der Veranstaltung Trockenübungen durchführen könnt. Auf diese Weise könnt ihr euch mit den Grundfunktionen vertraut machen und gleichzeitig die Dienste für die virtuelle Planung von Veranstaltungen testen, z.B. die Aktualität und Hilfsbereitschaft des technischen Live-Supports.
Wir empfehlen euch die Plattform Hopin.to, die auch die SMX für ihre Live-Sessions genutzt hat. Hopin ist eine Live-Online-Veranstaltungsplattform, auf der die Teilnehmer lernen, interagieren und mit Menschen ortsunabhängig in Kontakt treten können.

Johnny Boufarhat ist Geschäftsführer bei Hopin. “Wir wollen den Menschen helfen, die vom Coronavirus und ihren Konferenzen betroffen sind“, sagte er in einem Interview mit CNBC. Er fügte hinzu, dass seine Plattform innerhalb von drei Wochen 10.000 Wartelisteneinträge gesammelt habe. Allein im vergangenen Monat (Februar 2020) wurden weitere 8.000 Anmeldungen verzeichnet, da die globale Gesundheitskrise immer mehr zunimmt. Er betonte, dass “15% des Datenverkehrs, auch wenn wir unglaublich schnell wachsen, auf das Coronavirus zurückzuführen sind”.
Schaut euch dieses YouTube-Video an, um eine detaillierte Einweisung in Hopin zu erhalten.
Schritt 2: Das Format definieren
Euer Publikum kennt ihr bereits. Ihr wisst, welche Themen ihr auf eurer Messe behandeln wolltet. Nun müsst ihr ein Format definieren, welches ihr nutzt, um euer Messe-Angebot bestmöglich virtuell zur Verfügung zu stellen. Es könnte ein Seminar sein, bei dem eine Person vor der Kamera sitzt/steht und die Funktionsweise eines Produktes erklärt. Auch ein Workshop oder Interviews mit mehreren Personen sind möglich. Hier ist alles möglich, ähnlich wie auf einer “echten” Messe – nur eben digital.
Schritt 3: Einen Host auswählen
Wer wird die Veranstaltung moderieren? Ihr könnt entweder einen professionellen Redner engagieren oder einen hausinternen Mitarbeiter, der sich wohl genug fühlt, um vor einem entfernten Publikum live zu präsentieren. Wer auch immer die benannte Person ist, sie sollte in der Lage sein, klar zu sprechen, auf Fragen zu antworten, die über soziale Medien oder im Live-Chat gestellt werden oder Redner vorzustellen. Der Moderator oder die Moderatorin sollte sich aber vor allem dabei wohlfühlen, direkt in die Kamera zu schauen und nicht auf ein Skript.

Der Host muss auch spontan auf unerwartete Ereignisse reagieren. Wenn der geplante Redner sich beispielsweise verspätet, sollte der Gastgeber oder die Gastgeberin die Zeit überbrücken können, um die Zuschauer davon abzuhalten, sich abzumelden.
Schritt 4: Wählt die Zeit und das Datum
Geografische Belange sind bei einem virtuellen Ereignis völlig unwichtig. Die Zeit ist aber immer noch genauso relevant wie früher.
Ihr könnt euer Publikum nach Terminvorschlägen für die Durchführung des Events fragen und euch für die Zeit entscheiden, zu der die meisten Menschen verfügbar wären, ratsam ist das aber weniger. Zwar wäre es technisch und organisatorisch möglich, bei der Durchführung einer virtuellen Messe auf die zeitliche Begrenzung des Messeangebots zu verzichten. Allerdings zeichnet sich eine virtuelle Messe darin aus, dass diese, genau wie die klassische Messe, lediglich ein paar Tage (oder gar Stunden) dauert. Nur so behält die Messe den Charakter eines einmaligen Events.
Um (kostenlose) Live-Sessions aber dennoch für alle und zu jeder Zeit zugänglich zu machen, könnt ihr sie als Video aber auch nachträglich auf YouTube hochladen, um mehr Menschen, die sich für die Inhalte interessieren, zu erreichen.
Ist die Teilnahme an der Online-Messe jedoch kostenpflichtig, so sollten nur ausgewählte Inhalte dem breiten Publikum zugänglich gemacht werden.
Schritt 5: Event vermarkten
Damit eure Kunden und Messebesucher überhaupt von euren virtuellen Vorhaben mitbekommen, muss euer Programm wie eine typische Live-Veranstaltung vermarktet werden. Hier kommt Social Media ins Spiel. Mit Werbekampagnen ist es möglich, gezielt User aus eurer Branche zu erreichen oder allgemein Messebesucher anzusprechen. Einfache Facebook-Postings können ebenfalls dazu beitragen, euer Vorhaben bekannt zu machen. Nutzt vor allem auch eure Website, um auf euer Event hinzuweisen. Geht aktiv auf eure Kunden zu und teilt ihnen mit, was ihr vorhabt und wieso.
E-Mail Marketing kann ebenfalls eine erfolgreiche Variante sein, da eine intensive Kommunikation mit der Zielgruppe und Kundschaft möglich ist. Wenn ihr E-Mail-Abonnenten habt, verwendet euren Newsletter als ein weiteres Werbemittel mit Links zur Anmeldeseite der Veranstaltung.
Mit diesen Formaten schafft ihr Abwechslung auf eurem Event
Um den persönlichen Charakter einer klassischen Messe aufrechtzuerhalten, sind persönliche Gespräche über Online-Meetings, Skype-Konferenzen, Telefonate oder Google Hangouts auch bei einer Online-Messe umsetzbar. In einem Gespräch vor der Kamera können ebenfalls wertvolle Kontakte entstehen und Angebote gemacht werden.
Diese unterschiedlichen Formate helfen euch, eure virtuelle Messe spannend und abwechslungsreich zu gestalten:
- Expertenbefragung mit Live-Fragen von Teilnehmern
- Diskussionsrunden
- Online-Präsentationen und/oder White Paper
- Talkrunden über Video-Interviews
- Expertenbefragung mit Live-Fragen von Nutzen
- Begleitende Social Media-Kommunikation
Eine virtuelle Messe muss aber nicht die einzige Möglichkeit sein, die abgesagte Messe zu kompensieren. Auch Whitepaper können dazu dienen, euer Publikum über Messe-Inhalte zu informieren.
2. Alternative: Mit Whitepaper eure Produkte detailliert und überzeugend veranschaulichen
Was ist ein Whitepaper?
Ein Whitepaper ist ein überzeugender Bericht zu einem bestimmten Thema, der ein Problem darstellt und eine Lösung bietet. Das Ziel ist es, euer Publikum über ein spezielles Thema (Produkt, neuartige Innovation, Dienstleistung etc.) aufzuklären oder eine bestimmte Methodik zu erklären und zu fördern, auf der Grundlage von Fakten zu informieren und zu überzeugen.
Damit euer Whitepaper Fachleute und Kunden überhaupt überzeugen kann, ist die zielgruppengerechte Aufbereitung des Inhalts absolut notwendig. Formuliert den Inhalt daher bis in das letzte technische Detail aus. Je nachvollziehbarer ihr erklärt, desto besser. Als Startpunkt bietet sich bei allen Arten von Whitepaper ein konkret definiertes Problem an, das eine Lösung erfordert.
So erstellt ihr ein White Paper
Ein Whitepaper sollte nicht weniger als sechs Seiten aufweisen, einschließlich Illustrationen, Tabellen und Referenzen. Der Seitenzahl ist nach oben keine Grenzen gesetzt. Es kann beispielsweise über 50 Seiten lang sein, wenn das Thema detailliert behandelt werden muss. Achtet zudem auf die Struktur. In der Regel enthält ein Whitepaper eine Titelseite, ein Inhaltsverzeichnis, eine kurze Zusammenfassung (optional, aber hilfreich) und eine Einführung. Außerdem sollten die Leser auf mehreren Seiten über das Problem aufgeklärt werden. Es sollten Hypothesen zu einer Lösung enthalten sein, mit einem Beispiel eines Unternehmens, das diese Lösung zur Erzielung von Ergebnissen verwendet hat und eine Schlussfolgerung.
Whitepaper sollten professionell, seriös und verständlich verfasst werden. Ein Grafiker, der auch das Seitenlayout, die Bilder, die Schriftarten und die Farben entwirft, könnte hilfreich sein. Aber auch ohne Grafiker ist es leicht, übersichtliche und professionelle Designs zu erstellen. Dieses Video sollte euch dabei helfen:
Sie sind eine großartige Ressource für Interessenten eurer Produkte und Dienstleistungen, und sie helfen euch, Glaubwürdigkeit und Vertrauen bei euren Kunden aufzubauen. Außerdem befinden sich Personen, die sich für das Herunterladen von Whitepaper entscheiden, oft weiter im Kaufzyklus des Kunden.
Bereitstellung des Whitepapers
Der fertige Bericht muss nun veröffentlicht werden und das macht ihr am besten, indem ihr das Whitepaper auf einer Landingpage als PDF-Datei zum freien Download zur Verfügung stellt – nach vorheriger Eingabe von Kontaktdaten (Lead). So können sich Nutzer über eure Expertise informieren und ihr könnt zusätzlichen Traffic für eure Seite generieren. Je nach Zielgruppe könnt ihr das Dokument auch über Social-Media-Kanäle und Newsletter teilen.
Generell sind Whitepaper aufgrund des Umfangs wirkungsmächtiger als konventionelle Werbebotschaften und bieten einen langfristigen Mehrwert für Unternehmen. Grund: Die zusammengetragenen Fakten und darauf basierenden Argumentationen sorgen dafür, dass Kunden ein solches Dokument lange zurate ziehen können.
Digitale Veranstaltungen sind eine Alternative zu klassischen Messen
Der Ausfall einer Messe kann schwerwiegende Folgen für Unternehmen haben. Doch es ist möglich, diese negativen Auswirkungen zu minimieren. Digitale Veranstaltungsformen, aber auch umfassende und informative Whitepaper bieten sich während der Corona-Pandemie als realisierbare digitale Alternativen zur klassischen Messe an.
Der persönliche Kontakt, der eine reale Messe auszeichnet, kann natürlich nicht ersetzt werden – das war auch bei den virtuellen Sessions der SMX zu spüren. Doch digitale Formate weisen viel Potenzial auf – als Alternative im Ernstfall, aber auch als zukünftige Ergänzung.
Mit veränderten Zieldefinitionen für eure Messe und eine Ausführung im digitalen Raum könnt ihr die Einbrüche auffangen, indem ihr Leads generiert, eure Kundenkontakte pflegt und eventuell sogar neue dazu gewinnt. Bei einer erfolgreichen Online-Messe könnt ihr auch euer Branding stärken und im Falle eines guten Whitepapers auch längerfristig mit Content und eurer Expertise überzeugen.
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